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Zwischem dem Wollen + Können könnte eine Lernhürde liegen

"Einfach machen" ist eine unserer täglichen Forderungen. Wir können "einfach machen" auf dem "einfach" betonen, und referenzieren damit auf das zehnte agile Prinzip: "Simplicity--the art of maximizing the amount of work not done--is essential." Häufig betonen wir auch "einfach machen" auf dem Machen. Denn erst in einer anderen Erfahrung, dem Ausprobieren liegt echtes Lernen.

 

Und genau das wollen wir auch: einfach machen. Und dann klappt es ganz häufig auch einfach nicht. Weil das "einfach machen" ein guter Ausruf ist, an dem wir leicht scheitern können. Denn "einfach machen" gelingt es nur, wenn keine Lernhürden auf dem Weg liegen.

Lernhürden umgehen

Lernhürden sind sehr individuell. Wir bringen unsere Muster, Erfahrungen + Geschichten mit, wenn es um Lernen + Veränderung geht.

 

Manchmal hilft es, mit Lernhürden umgehen zu können, wenn wir diese als Solche identifizieren können. Wenn die gute Erklärung, warum die eigentlich beschlossene Veränderung doch keinen Sinn macht, nicht als Erklärung den Stillstand begründet, sondern als Lernhürde identifiziert werden kann. 

Wenn ich eine Lernhürde als Solche erkenne, kann ich wahrscheinlich besser mit ihr umgehen. Vielleicht schaffe ich es, diese zu ignorieren, in meinen Lernweg als Challenge aufzunehmen, vielleicht kann ich diese umgehen. Es gibt viele Wege, mit einer Lernhürde umzugehen, wenn die Lernhürde klar ist.

Und deswegen findet Ihr hier unsere Top-5-Lernhürden für Veränderung + Lernen im Team - und wir haben erste Ideen skizziert, wie Ihr mit diesen Lernhürden umgehen könntet. (Ergänzungen sind in den Kommentaren willkommen.)

Komfortzone

Die Komfortzone hat Traktion. Wenn alle die Komfortzone bedienen, wird es "so wie beim letzten Mal". Und es ist so bequem + einfach, Dinge mal eben abarbeiten zu können.

Wir können unsere Komfortzone auch mit operativem Aktionismus bedienen. Vor lauter kleinen ToDos (abends abgehakt, yeah!) schaffen wir es nicht, einen Schritt zurückzumachen + uns zu fragen: "Was machen wir jetzt anders?" 

Was Euch unterstützen könnte, sind bewusste "Merker" + "Signalmomente" für neue Routinen zu vereinbaren oder neues Verhalten an bekanntes Verhalten anzuschließen.

 

"Gut ist gut genug" heißt es + fordert zum schnellen Losmachen + Fertigwerden auf. Aber was hilft dieser agile Ausruf, wenn die eigenen Bewertungs- und Belohnungssysteme erst dann ihr Okay geben, wenn es keinen Anlass mehr für Kritik oder Mißfallen geben könnte? Gleichzeitig sind alle Details + Abhängigkeiten im Komplexen niemals vorab zu sehen. Und weil der Zielzustand nicht klar umrissen werden kann, fangen die Beteiligten erst gar nicht an (Unsicherheit). Oder werden nie fertig (Perfektionismus). Lernen + Veränderung finden nicht statt.  

Unsicherheit

"Wir müssen eigentlich XYZ machen". Aber wie das genau geht, weiß eigentlich keine*r. Und anstatt das erste Experiment zu definieren, das erste MVP ("minimum viable product", hier: mit Elefanten + roten Spinnen erklärt), den ersten Schritt, prokrastinieren wir uns über die Unsicherheiten hinweg.

Was Euch unterstützen könnte, sind Entscheidungsregeln, die 15%-Methode, MVPs oder echte Experimente.

Perfektionismus

Perfektionismus zeigt sich auch in Tickets, die "nur noch eine Kleinigkeit brauchen" und seit Wochen in Bearbeitung sind. Um im Bild zu bleiben: die Beteiligten bleiben in ihrer Lernhürde hängen.

Womöglich hilft Euch die Erkenntnis, dass Fertig werden eine Entscheidung ist. Und vielleicht  baut Ihr Euch eine gute Erinnerung daran, ein Teamritual oder feiert einfach, wenn Eure Teammitlieder sich entschieden haben, fertig zu sein.

Konfliktvermeidung

"Könntest Du das noch für mich machen?" Die schnell zugeworfene Frage ist häufig einfacher als die Auseinandersetzung, ob die Aufgabe bei der betreffenden Person an der richtigen Stelle ist. Und flugs wird die so platzierte Veränderung nicht umgesetzt, weil diejenge Person ja noch ganz viele Dinge auf dem Zettel hat.

Bevor also die Liste aus Aktivitäten + Veränderungsvereinbarungen uns in den 

Tunnel führt, hilft: Üben, lernen, besser werden, in: klar zu priorisieren, sauber zu delegierenannehmbares Feedback geben + Nein sagen. Damit das Nein zu einem guten Anfang wird. Für alle Seiten.

Anfang verpassen

"Eigentlich wollte ich doch XYZ machen, wenn ABC passiert." Manchmal braucht es einfach Zeit + eine neue Routine, damit der Anfang gemacht werden kann. Wenn wir uns die Zeit nicht nehmen, wird die übliche Routine gewinnen. Und für größere Vorhaben könnte Euch helfen, ein passenden Start zu zelebrieren: mit einem Vorhabenstart, einem Zielraumworkshop, mit einer guten + schönen Aktion, mit der Ihr für andere, aber vorallem für Euch + Euren inneren Schweinehund ein Zeichen setzt. 

 

Und bestimmt kennt Ihr noch ganz viele andere Hürden, die zwischen dem "Wollen" + dem "Können" liegen. Wer mag, kann diese + einen Umgang damit gerne in den Kommentaren posten.

 

 

Wenn Ihre Lernhürden in Eurer Führung, Euren Teams oder Eurer Organisation überwinden möchtet, sind wir gerne für Euch da. Mit agilen Methoden bringen wir Euch ins echte Miteinander + erfolgreiche Lernen.

 

 

 

Judith Andresen, Portraitfoto auf dem Seminarlieger VILLA HENRIETTE

Autorin: Judith Andresen

Agile Coachin + agile Organisationsentwicklerin

Autorin der Fachbücher "Retrospektiven in agilen Projekten", "Agiles Coaching" + "Agile Organisationsentwicklung"

 

 

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