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Folgt Prinzipien, nicht Regeln!

 "Ja, das habe ich im Grunde verstanden. Kannst Du mir noch detailliert sagen, wie das genau gehen soll?" ist eine typische Frage, die uns während Coachings, aber auch in Ausbildungen begegnet. 

 

In komplizierten Umgebungen gibt es klar erkennbare Ursache-Wirkungs-Beziehungen: Regeln sind hier sinnvoll. Regeln erleichtern uns in gewisser Hinsicht das Denken und sagen uns genau, was wann zu tun ist. 

 

Unser Gehirn mag es, Energie zu sparen und genau das tut es, wenn es Regeln in komplizierten Umgebungen befolgt.

 

Oftmals bewegen sich Teams und Organisationen allerdings nicht in einer komplizierten Umgebung. Dennoch finden größere Organisationen Gefallen daran, Regeln aufzustellen, die für alle Mitarbeiter*innen und/oder Teams gelten.

 

Allerdings unterscheiden sich die Rahmenbedingungen für alle: von Team zu Team und von Mensch zu Mensch. In Summe erscheint es wenig sinnvoll, Regeln aufzustellen, die immer alle Teams und alle Individuen zu befolgen haben. Zudem ist es im Komplexen gar nicht möglich, alle möglichen Situationen zu antizipieren und für diese im Vorwege Regeln aufzustellen. Die Ursache-Wirkungs-Beziehung ist oftmals erst im Nachhinein, nachdem ich etwas ausprobiert habe, erkennbar. 

 

Im Komplexen braucht es also etwas anderes. Es braucht Ideen + Inspiration für Handlungsweisen + Richtung.

 

Prinzipien unterstützen Euch, gute Experimente für neue Handlungsweisen aber auch für tägliche Entscheidungen zu finden.

 

Prinzipien sind einfach gehalten, geben Teams und Organisationen Orientierung und sind auch bei geänderten Rahmenbedingungen anwendbar.

 

Regeln geben Sicherheit, nach der wir uns sehnen.

Woher rührt die Sehnsucht nach klaren, mit Regeln erreichbaren Lösungen? Mit Regeln zu arbeiten, gibt uns allen zu jeder Zeit Sicherheit.

 

In komplizierten Umgebungen wird dieses Versprechen auch eingelöst. In komplexen Umgebungen hingegen bieten Regeln nur eine scheinbare Sicherheit. 

 

Prinzipien geben unserem Handeln eine Richtung

 

Das agile Manifest enthält keine Regeln. Wie echte Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten in einem komplexen oder chaotischen Umfeld zu erreichen ist, beschreibt das agile Manifest in zwölf Prinzipien.

 

Wenn Teams oder ganze Organisationen agil(er) arbeiten möchten, gibt es kein starres Regelset, dass sie agil(er) machen würde. Die zwölf Prinzipien unterstützen Euch Eure aktuelle + kommende Arbeit zu prüfen und Neues auszuprobieren:

  • Überprüfungen der aktuellen Handlungsweise: Handeln wir aktuell im Sinne der zwölf Prinzipien?
  • Lernen: Was können wir ausprobieren im Sinne der zwölf Prinzipien?

Meist ist für die Beteiligten das Einlösen des gesamten agilen Manifests als Zielraum zu groß, zu fern + zu unklar.

 

Teams + Organisationen hilft an dieser Stelle Fokus: In welchen der Prinzipien steckt für uns ein großer Hebel?

 

Startet mit diesen und stellt sie in den Vordergrund Eures Handelns. Die Frage, die Ihr Euch also stellen solltet, lautet: Zahlt unser gegenwärtiges Handeln oder das, was wir gerade ausprobieren, auf unsere formulierten Prinzipien ein?

 

Judith Andresen, Portraitfoto auf dem Seminarlieger VILLA HENRIETTE

Autorin: Judith Andresen

Agile Coachin + agile Organisationsentwicklerin

Autorin der Fachbücher "Retrospektiven in agilen Projekten", "Agiles Coaching" + "Agile Organisationsentwicklung"

  

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