Bis vor einigen Wochen schien es noch ungewöhnlich zu sein, ausschließlich aus dem Homeoffice heraus zu arbeiten. Der Verwunderung - “Ihr habt gar kein gemeinsames Büro?!?” - folgte oft die Schlussfolgerung “Oh. Du arbeitest also immer alleine!”.
Nein. Ich arbeite nicht alleine. Ich arbeite im Team und eng mit den Kolleg*innen zusammen. Und das auch gut und gerne. Nur eben nicht am selben Ort. Und auch nicht immer zur selben Zeit.
Der Homeoffice-Blues
Inzwischen verbreitet sich Homeoffice rasend schnell. Freund*innen, Bekannte, Kund*innen finden sich von einem Tag auf den anderen im Homeoffice wieder. Auf die anfängliche Begeisterung folgt leider oft die Erkenntnis: Homeoffice ist gar nicht immer nur toll - sondern manchmal auch verdammt nervig und anstrengend. Arbeit und Privates verschwimmen. Der nicht erledigte Haushalt winkt freundlich aus dem Hintergrund. Der Austausch mit den Kolleg*innen fehlt. Und denken die Kolleg*innen nicht sofort, dass ich Netflix schaue und gar nicht arbeite, wenn ich mal nicht sofort ans Telefon gehe? Das war im Büro alles einfacher.... Und schon ist er da, der Homeoffice-Blues!
Ich arbeite nun seit einem halben Jahr ohne “echtes” Büro, aus dem Homeoffice. Und ja, der Homeoffice-Blues hat auch bei mir an die Tür geklopft. Dank meiner eigenen Erfahrungen und vieler hilfreicher Tipps meiner Kolleg*innen konnte ich den Blues aber schnell hinter mir lassen.
Unsere Tipps für erfolgreiche Zusammenarbeit in einem verteilten Team wollen wir gerne mit Euch teilen!
Unsere Do's und Don'ts
Ein Chat Sorgt für Austausch im Team
Der Austausch im Team bleibt auch bei remote-Arbeit wichtig. Nutzt dafür den gemeinsamen Chat.
Achtet aber darauf, nicht alles in denselben Chat zu schreiben, das wird schnell unübersichtlich. Fragt Euch stattdessen: Welche Informationen sind so zentral, dass sie für alle sichtbar und transparent sein müssen? Welche Informationen sind eventuell nur für ein Projektteam relevant? Und wo könnt Ihr so miteinander sprechen, als würdet Ihr Euch im Büro in der Kaffeeküche treffen?
Trotzdem gilt: Weniger ist mehr. Schätzt mit Augenmaß ab, wie viele Kanäle es wirklich sein müssen. Bei zu vielen Kanälen weiß am Ende keine*r mehr, wo welche Information hingehört.
Ich weiß: In unserer "Kaffeeküche" kann ich jederzeit alles fragen und erzählen. Ich darf diesen Chat aber auch ignorieren. Alles Relevante finde ich dagegen im Chat "Offizielles", den ich auch nach dem Urlaub komplett nachlese.
Das Telefon zur direkten Kommunikation nutzen
Vergesst nicht, direkt miteinander zu sprechen. Kein Mail PingPong, kein Chat PingPong! Setzt Gespräche, die mehr als einen zweifachen Austausch benötigen, am Telefon fort. Das spart Zeit und Nerven. (Das ist übrigens auch im Büro sehr hilfreich...).
Und telefoniert nicht nur sachbezogen. Auch ein Klönschnack während der Arbeit ist wichtig - genau so, wie Ihr es im Büro tun würdet.
Ich freue mich zum Beispiel, wenn ich nach dem Urlaub von den Kolleg*innen gefragt werde, wie der Urlaub war. Mir zeigt das, dass die Kolleg*innen mich auch als Person wahrnehmen und wertschätzen.
Videocalls für gemeinsame Momente
Sorgt dafür, dass Ihr auch als verteiltes Team gemeinsame Momente habt. Ein regelmäßiger Videocall hilft, die Kommunikation zu wichtigen Themen immer wieder zusammenzuführen. Seid dabei diszipliniert - wer schon einmal einen Videocall erlebt hat, in dem alle gleichzeitig reden, der Hund bellt und das Geschirr klappert, versteht, was ich meine.
Arbeitszeit oder freizeit?
Trennt bewusst zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Fällt Euch während der Arbeit ein, dass Ihr noch Wäsche waschen wolltet, notiert das auf einem Notizzettel. Und erledigt es in der nächsten Pause. Oder nach Feierabend. Das Gleiche gilt natürlich auch in die andere Richtung. Fällt Euch nach Feierabend noch eine tolle Idee für Projekt XY ein: Notiert auch das auf einem Notizzettel. Und erledigt es am nächsten Tag.
Am Anfang ist mir das sehr schwergefallen - und ich habe mich regelmäßig gefragt, warum ich nicht vorankomme. Die klare Trennung hilft mir sehr dabei, mich zu fokussieren.
Rituale zu Arbeitsbeginn und Feierabend
Rituale können Euch helfen, zwischen Arbeitszeit und Freizeit zu trennen. Mein regelmäßiges Morgenritual: Mit dem Hund raus, Frühstücken, Kaffee kochen, Nachrichten lesen. Erst danach setze ich mich ganz bewusst an den Schreibtisch. Das hilft mir, mich explizit in den Arbeitsmodus zu versetzen. In den Feierabend starte ich dann mit einer Tasse Tee und dem Wechsel auf die Couch.
Vergesst die Pausen nicht!
Zu Beginn habe ich mir im Homeoffice keine Pausen erlaubt. Und sogar das Essen vergessen. Das ist auf Dauer nicht gesund.
Bitte macht auch im Homeoffice Pausen! In keinem Büro arbeiten Menschen acht Stunden ohne Pause durch. Das dürft Ihr gar nicht - auch nicht im Homeoffice. Plant Pausen also ganz bewusst ein - und macht sie dann auch. Seid in den Pausen nicht erreichbar. Setzt Euch in der Pause nicht vor den Arbeitsrechner. Und: Macht Eure Pausen transparent - und schon fragt keiner mehr nach, wenn Ihr dann nicht erreichbar seid.
Welche Tipps habt Ihr?
Einige unserer Do's und Don'ts scheinen auf den ersten Blick selbstverständlich - und doch bin ich immer wieder davon abgewichen. Und habe dann schnell gemerkt, dass der Homeoffice-Blues zurückkehrt. Inzwischen bin ich gut vor dem Blues gewappnet und genieße das Arbeiten im Homeoffice sehr!
Weitere Anregungen findet ihr auch in unserem Blogartikel Arbeiten im selbstorganisierten Team: Auslastungsbarometer + Tunnelradar, in unserem Podcast BJA014 |Verteilt, remote und Homeoffice und in unserem Newsletter Homeoffice und andere Arbeitsmodelle zu Eurem Vorteil nutzen.
Wie geht es Euch im Homeoffice? Welche Tipps habt ihr für gute und erfolgreiche Zusammenarbeit in einem verteilten Team?
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