Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.
Aber: Organisationsentwicklung ist komplex und es gibt keine Blaupausen dafür.
Neue Rituale einer (Lern-)Kultur der Zusammenarbeit als erste Schritte hin zu einer flexiblen und lernenden Organisation
Hallo!
Ich bin Goetz, und ich arbeite als interner agiler Coach im Geschäftsbereich IT für Die Techniker. Gleichzeitig treibe ich als Mitglied des agilen Transitionsteams die Agilität in der TK voran – überwiegend bei uns in der Unternehmenszentrale.
In dieser kleinen Artikelserie (Teil 1, Teil 2, Teil 3) möchte ich Euch von meinen Erfahrungen mit verschiedenen Lern- und Austauschformaten in der TK berichten. Ich beschreibe warum ich denke, dass diese neuen Rituale zu unserer Agilisierung beitragen und wie sie sich zusätzlich positiv auf unsere übergreifende Zusammenarbeit auswirken.
Drei Themen
Dafür schildere ich in diesem Blogbeitrag, wieso für mich die Themen "Lernen neu denken und eine Kultur der Zusammenarbeit" erste Schritte sind auf unserer Reise, die zu einer flexiblen und lernenden Organisation hinführt. Ich erläutere auch, wofür wir dazu neue Rituale brauchen.
Im zweiten Artikel beschreibe ich, mit welchen konkreten Formaten ich unsere Veränderung begleite, und wie ich mir als agile Coach die Aufträge dafür abhole.
Und obwohl sich die im zweiten Teil beschriebenen Formate eventuell nicht auf Euren Kontext übertragen lassen, werde ich im dritten und letzten Teil darüber reflektieren, ob es Faktoren gibt, die sich in meinem Setting begünstigend auf die Wirksamkeit meiner Angebote auswirken und sich verallgemeinern lassen -- in der Hoffnung, dass diese Erkenntnisse hilfreiche Impulse für Eure Veränderungsinitiativen geben können.
Warum braucht es neue Rituale für eine (Lern-)Kultur der Zusammenarbeit?
Die Techniker befindet sich in einer agilen Transition. Diese ist für uns kein Selbstzweck, sondern sie soll auf die Flexibilisierung unserer Unternehmung einzahlen.
Denn: als Die Techniker wollen wir uns den Herausforderungen der Digitalisierung stellen und unsere Zukunft proaktiv und erfolgreich gestalten. Das bedeutet für uns, mit neuen Herausforderungen und ständigen Veränderungen besser und schneller umzugehen. Dafür müssen wir unsere organisationale Lern- und Veränderungsfähigkeit stärken und weiterentwickeln.
Diese Veränderung begleite ich als agile Coach.
Nachfolgend erläutere ich, warum ich glaube, dass es dafür eine neue Ausrichtung des Lernens und echte Zusammenarbeit braucht.
Lernen neu denken
Gemeinsam zu lernen ist für mich als agile Coach einer der Kernaspekte von Agilität. Dieser Grundsatz hat für mich außerhalb agiler Settings genauso Gültigkeit und sollte auf allen Ebenen der Organisation stattfinden.
In einer Zeit des permanenten Wandels ist die Veränderung hin zu einer flexiblen Organisation notwendig und eine neue Lernkultur als Voraussetzung dafür elementar.
Das Thema Lernen hat viele Dimensionen:
- Als agile Coaches setzen wir Team- und Organisationsentwicklungen iterativ-inkrementell-lernend auf, um erfahrungsbasiertes Lernen zu ermöglichen.
- Darüber hinaus gibt es in der digitalen Welt von heute viele gute Gründe sich mit dem Thema kontinuierliches bzw. lebenslanges Lernen auseinanderzusetzen.
- Nicht zuletzt erfordern die Herausforderungen der Digitalisierung die ständige Weiterentwicklung und damit Weiterbildung von Mitarbeiter*innen.
- Sätze, wie: "Wissen ist die einzige Ressource, die sich vermehrt, wenn man sie teilt." und „Wissen ist Macht, aber Wissen teilen ist Kultur“ können natürlich als Kalenderweisheiten abgetan werden. Mich haben sie aber unter anderem bei der Entwicklung neuer Lern- und Austauschformate für die TK inspiriert.
In meinen Formaten lernen nun Kollegen und Kolleginnen hierarchie- und bereichsübergreifend mit- und voneinander. Nebeneffekt: Im Unternehmen vorhandenes Know-how wird gleichzeitig verfügbar gemacht.
Wieso bin ich der Meinung, dass diese Angebote auf die Agilisierung der TK einzahlen?
Ganz einfach: Lernen ist Änderung von Verhaltensweisen und somit für mich agil.
Je häufiger Lernen – auch ausgelöst durch Veränderung - zur Verhaltensanpassung führt, desto wahrscheinlicher wird möglicherweise die Forderung des agilen Manifests „Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans“ eingelöst werden und die Agilisierung voranschreiten.
Agilität wiederum ist derzeit das Instrument, um die notwendige organisationale Lern- und Veränderungsfähigkeit im Sinne einer „Lernenden Organisation“ einzulösen.
Kultur der Zusammenarbeit
Wie bei vielen anderen Unternehmen auch gehört der Kulturwandel zum Zielraum unserer Transition.
Warum?
Das typische Silodenken einzelner Abteilungen oder Bereiche in funktionalen Organisationen lässt sich auch bei uns beobachten. Dieses Ressortdenken überträgt sich nicht nur auf die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, sondern erschwert zusätzlich die übergreifende Zusammenarbeit zwischen einzelnen Organisationeinheiten; wodurch es ebenfalls schwierig ist, übergeordnete Ziele zu erreichen.
In einer immer komplexer werdenden und vernetzten Arbeitswelt jedoch, ist Kooperation als transparente, offene Zusammenarbeit für mich essenziell. Auch unser Vorstand hat dazu aufgerufen, sich gemeinsam für eine bessere Zusammenarbeit einzusetzen. Ziel soll eine neue Kultur der Zusammenarbeit sein.
Ich weiß, dass einige jetzt sagen werden: „Kultur kann man nicht ändern, da sie lediglich eine Momentaufnahme der aktuellen Verhältnisse ist.“. Dem stimme ich zu. Unternehmenskultur kann zwar im gezeigten Verhalten beobachtet werden; sie lässt sich jedoch nicht gezielt steuern oder ändern. Auch nicht per Anweisung oder mittels gut gemeinter Appelle.
Woran liegt das?
Der systemischen Organisationstheorie nach sind Menschen und Organisationen – als soziale Systeme - komplex. Beide zeigen ein komplexes, nicht vorhersehbares Verhalten, für das es keine eindeutige Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge gibt.
Was also tun?
In Judith Andresens WJAX-Talk „Agil wachsen“ im November 2015 habe ich für mich folgendes mitgenommen: Unternehmenskultur ändert sich erst, wenn Menschen ihr Verhalten ändern. Möchte ich also eine Veränderung initiieren, muss ich dafür neue Rituale anbieten, in denen neues Verhalten gelebt wird. Wohlwissend, dass Menschen jedoch nur das tun, was sie selbst als sinnvoll erachten und dass diese Experimente scheitern können, da keine vorhersehbare Wirkung unterstellt werden kann.
Diese Erkenntnisse versuche ich zu beherzigen. Insofern experimentiere ich gerade mit verschiedenen Formaten. Formate, die neues Lernen und übergreifende Zusammenarbeit etablieren.
- Ich biete Räume an, in denen Kollegen und Kolleginnen bereichs- und hierarchieübergreifend in einen Austausch gelangen oder mit- und voneinander lernen können. Rituale, die es so bei uns noch nicht gegeben hat.
- Gleichzeitig bieten diese Kontakträume vielfältige Vernetzungsmöglichkeiten, die zunehmend genutzt werden. Diese wachsende Vernetzungskompetenz lässt neue Netzwerke entstehen, die für unseren Wandel ebenfalls wichtig sind.
Ich werde die Entwicklung weiterhin neugierig beobachten.
Im nächsten Teil meiner Blogserie werde ich die verschiedene Lern- und Austauschangebote näher vorstellen.
Teil 1: Neue Rituale für eine (Lern-)Kultur
Teil 2: Lern- und Austauschformate
Teil 3: Wirksamkeit der Formate
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