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Newsletter | Was ist denn daran noch agil?

Moin,

der Duden definiert agil als "von großer Beweglichkeit zeugend; regsam und wendig". Scrum als Methode setzt auf gleichmäßige Iterationen mit festgelegtem Inhalt. "Was ist an diesem starren Vorgehen noch agil?" Diese Frage stellen sich viele. Die Methode wird als starres Korsett wahrgenommen.

Die Arbeitsmethoden sind an die eigenen Projekte und Aufgaben anzupassen - und nicht anders herum. Und nicht die Arbeitsrealitäten an die genutzten Methoden - dieses eben immer mit Fokus auf die agilen Prinzipien und das agile Manifest. Was das heißen kann, haben wir in diesem Newsletter zusammengestellt.

"Agile is about deadlines", schreibt Edward Wisniowski. Viele glauben, dass sich agile Methoden und Deadlines gegenseitig ausschließen. Immerhin gibt es keinen Projektplan mehr, der sicherstellt, dass das Projekt pünktlich zum Abschluss kommt. Hand aufs Herz -- Wer von uns kennt es nicht: Trotz Projektplan, der zu Beginn zielsicher wirkte, kann sich die Fertigstellung eines Projekts verzögern. Sei es, weil sich im Laufe der Zeit Anforderungen geändert haben oder aber, während der Umsetzung nicht vorhersehbare Schwierigkeiten auftauchten. Fakt ist: Ein eingespieltes Scrumteam kann sehr wohl hervorsagen, wann ein Projekt zum Abschluss kommt, schließlich kennt es die eigene Velocity. Das stellt auch Edward Wisniowski fest und ist sogar bereit seine Karriere dafür zu riskieren.

Ein Team, das von Sprint zu Sprint hetzt und keine Zeit hat über den Tellerrand zu schauen, nutzt zwar Scrum als Methode - ist aber nicht agil. Immerhin fordern die agilen Prinzipien ein gleichmäßiges Tempo, welches über unbegrenzte Zeit gehalten werden kann. "Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams" ist ein weiteres Prinzip. Ein Team, das keine Zeit zum Denken hat, wird diese nicht liefern können. Matthias Schäfer liefert in der Horizont Inspiration, um die kreativen Prozesse in agilen Umfeldern zu fördern. Übrigens: Nicht nur für Agenturen sinnvoll.

Die Änderung der Methode von "Wasserfall" mit Projektplänen hin zu einem iterativen-inkrementellen Vorgehen allein macht kein Team schneller. Scrum als Methode löst keine Probleme - es macht sie transparent. Wenn ein Team erkennt, dass das Weglassen einer Funktion mehrere Wochen Arbeit und damit zahlreiche Kosten spart, muss es möglich sein, dieses Weglassen zu diskutieren. Fehlt diese Freiheit steht der Projektplan eigentlich schon fest und ist nur in Iterationen gegossen. Das ist nicht agil, es ist nur ein Wasserfall in Scrum, das schreibt Ryan Singer in seinem Beitrag "Running in Circles".

"Agile is worthless unless it serves as a catalyst for continuous improvement", schreibt John Cutler bei Hackanoon. Anders gesagt: Der Scrum Guide ist ein Startpunkt, nicht das Ende. Damit agile Methoden hilfreich sind und tatsächlich etwas verändern, reicht es meistens nicht nur die Arbeitsmethoden zu verändern. Auch im Umfeld müssen Veränderungen stattfinden Deployment, Refactoring und Shared Services sind hierfür nur einige Stichwörter. Wichtig ist: Kommt zunächst ins Tun und iteriert Euch dann durch alle Veränderungen in lernenden Teams und der Organisation.

"Wasch mich, aber macht mich nicht nass!" oder auch "Zieh' doch mal unterschiedliche Socken an!", Nadja Petranovskaja und Judith Andresen sprechen im aktuellen Podcast über Changemanagement und Veränderungen in Unternehmen. Sie stellen fest: Es ist immer eine Reise - das Ausprobieren und Experimentieren sind dabei unverzichtbar.

Die agile Transition verändert auch die Aufgabe von Führungskräften

Tagesworkshop: "Führen in agilen Organisationen" am 25. Mai 2018 in Hamburg