Es gibt etliche verblüffende Parallelen und Gemeinsamkeiten zwischen Scrum und Demonstrations-Skilauf.
Neben dem Ablauf sind sich etliche Probleme, Erkenntnisse und Schlussfolgerungen der beiden Welten sehr ähnlich.
das ziel
Wie in Scrum versucht ein Demo-Team, sich in kleinen Schritten von Woche zu Woche zu verbessern. Und genauso wie Scrum-Teams wollen Demo-Skilaufteams liefern.Höhepunkte einer Saison sind die am Ende stattfindenden Landes-, Staats- oder Europameisterschaften.
Bis dahin ist es ein langer und anstrengender Weg.
Unterschiedliche Charaktere, Fahrstile und Materialien müssen zu einem Team zusammenwachsen. Dazu kommen neue Choreographien, Starts und Stopps.
Es gilt, aus einer Ansammlung von einzelnen Skifahrern und Skifahrerinnen ein gemeinsames Team zu entwickeln. Nur wenn es ein Team schafft, ein gemeinsames Verständnis für das Skifahren zu entwickeln, hat es gute Chancen auf Erfolg.
Doch die Realität sieht anders aus. Neben Machtkämpfen und Streitigkeiten können die Wertigkeiten jedes oder jeder Einzelnen unterschiedlicher nicht sein.
Das Team
Die Teamgröße kann im Skilauf stark variieren, jedoch ist eine Personenanzahl von sechs bis acht Leuten optimal. Das entspricht der Scrum-Teamgröße von sieben bis neun Personen. Bei Landesmeisterschaften oder den österreichischen Staatsmeisterschaften im Demo-Skilauf ist die Teamgröße mit sechs Personen festgelegt.
Schwankungen der Teamgröße auf Grund von Ausfällen oder Terminüberschneidungen beeinflussen die Performance sehr stark. Zusätzlich werden die Startpositionen innerhalb eines Teams oft an Personen gebunden. Dies hat bei Ausfall oder Tausch einer Person zur Folge, dass sich das Team komplett neu einstellen muss. Bei Wettkämpfen kann ein Ausfall sogar die Aufgabe eines Teams bedeuten. Der Wunsch, sechs Personen mit dem gleichen Fahrstil und gleicher Größe in einem Team zu haben, bleibt ein Wunsch.
Scrum-Teams kennen das: weitere Projekte, Urlaube und Krankheiten führen zu Schwankungen im Team.
Der Sprint
Durch regelmäßiges Training wird versucht, ein gemeinsames Verständnis für Geschwindigkeit und Schwunglänge zu entwickeln. Die Choreographien werden dabei laufend weiter entwickelt, verfeinert oder auch mal komplett verworfen.
Der Sprintzyklus ist durch die wöchentlich stattfindenden Abendshows der Tourismusverbände oftmals vorgegeben.
Doch was, wenn einzelne Teammitglieder die Trainings nicht ernst oder auch gar nicht wahr nehmen? „Ich habe heute keine Zeit oder auch keine Lust“, sind bekannte Aussagen. Dann ist das Erreichen eines Sprintziels sehr gefährdet.
Review – die Show
Neben dem täglichen Skifahren sind diese ein großes Highlight für viele Urlauber. Bei Flutlicht oder teils mit Fackeln präsentieren die Demo-Teams aus der Region ihre einstudierten Fahrten. Neben den zahlreichen Gästen sind meist auch die Trainer und Trainerinnen sowie die Leiter und Leiterinnen der einzeln Skischulen und Teams anwesend. Ob bei der Show oder bei einem Wettkampf die beste Leistung gezeigt werden kann, ist von mehreren Faktoren abhängig.
Ist das Team vollzählig? Sind alle in einer guten psychischen und physischen Verfassung? Wie sind die Schnee und Wetterbedingungen?
Die Aussage: „Heute bin ich nicht gut drauf“, kann für ein Team über Sieg oder Niederlage entscheiden. Ist doch die Frage, wie ein Team mit solch einer Information umgeht!
Planning – die Videoanalyse
Gemeinsam mit dem Trainer oder der Trainerin werden die Videoaufzeichnungen der Show begutachtet. Beobachtungen und Fehler einzelner Personen werden analysiert. Dabei werden Verbesserungsvorschläge, Änderungen und konkrete ToDos für den nächsten Sprint besprochen.
Doch von wem werden die Entscheidungen getroffen? Dem Trainer oder der Trainerin? Der Alphastimme im Team? Oder gibt es ein gemeinsames Commitment, hinter dem alle stehen?
Spätestens beim nächsten Training wird sichtbar, ob alle hinter den nächsten Schritten stehen und in die gleiche Richtung gearbeitet wird.
PO – Trainer oder Trainerin
Der Trainer oder die Trainerin versucht, das Team bestmöglich zu unterstützen. Dabei ist das fachliche Feedback und das Einbringen der eigenen Erfahrungen besonders wichtig. Der Trainer oder die Trainerin sollte erkennen, ob das Team als Gruppe zusammen passt. Gibt es speziellen Unterstützungsbedarf bei einem oder mehrerer Teammitglieder? Weitere Aufgaben sind das Organisieren von Trainingspisten und Material sowie Anmeldungen für Wettkämpfe. Auch die Absprachen mit den Stakeholdern und deren Wünsche sind eine wichtige Aufgabe des Trainers oder der Trainerin.
Werden die Aufgaben alle wahr genommen? Gibt der Trainer oder die Trainerin zu viele Vorgaben? Bleibt es beim Einbringen der Erfahrungen oder wird es ein Aufdrängen? Sobald einer dieser Fragen im Raum steht, kann die Stimmung innerhalb eines Teams sehr schnell kippen.
Gruppenbildungen, alle gegen einen, Änderungen in der Teamzusammensetzung oder die Auflösung können Folgen sein.
Stakeholder
Neben dem Leiter oder Leiterin einer Skischule gibt es noch zahlreiche weitere Personen die als Stakeholder auftreten können. Vertreter und Vertreterinnen des Tourismusverbandes, Sponsoren, die Jury bei Wettkämpfen und natürlich das Publikum einer Show.
Welche Anforderungen und Bedürfnisse sind wichtiger? Die persönlichen, die vom Team oder die der Stakeholder? Wird diese Frage nicht geklärt oder Anforderungen nicht erfüllt, steht dem Ende eines Teams nichts mehr im Wege.
Zeit
Durch eine Wintersaison ist das Zusammenarbeiten eines Teams auf vier Monate begrenzt. Ob ein Team auch im nächsten Winter noch als Team auftritt, ist ungewiss. Neben der täglichen Arbeite in einer Skischule ist das Demo-Team für viele ein Freizeitvergnügen. Die Trainings finden entweder an dem einzig freien Tag der Woche, den Mittagspausen oder Abends bei Flutlicht statt. Wenn dann auch noch das Wetter verrückt spielt, sinkt die Motivation gerne gegen null.
Doch trotz all dieser offensichtlich wirkenden Faktoren mit all den oben genannten Abläufen, sind die eigenen Erwartungen sehr hoch. „Wir sind ja alles gute Skifahrer oder Skifahrerinnen!“, „Das schaffen wir schon!“, „Kann doch nicht so schwer sein!“, „Bis Ende März ist ja noch lange Zeit!“ sind gern gehörte Aussagen.
Hilfestellungen anderer, erfahrener Teams sind unerwünscht. Das können wir ja besser! Von einen auf den anderen Tag sollen spitzen Leistungen erbracht werden.
Die Realität sind dann doch etwas anders aus. Die gesteckten Erwartungen und Ziele wurden nicht erreicht. Am Ende werden Erklärungen, Ausreden und Schuldige für das eigene Scheitern gesucht.
Das es auch anders funktionieren kann, zeigt das Herren Demo-Team aus Maria Alm. Seit mehreren Jahren bieten sie Skifahren auf hohem Niveau. Doch der Erfolg kommt nicht von allein. Viele Jahre schon ist der Kern der Truppe als Team zusammen. Anfängliche Schwierigkeiten als Team sind beseitigt. Jeder kennt den anderen und seinen Fahrstil. Doch ist das regelmäßiges Training und Lernen im Team nach wie vor ein wichtiger Punkt.
Vielleicht würde eine Retrospektive in manchen Demo-Teams ja helfen ;-)
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