Gerade in großen Unternehmen formuliert meist nicht nur eine Person Anforderungen an ein Projekt oder Produkt. Stattdessen sind es oft ganze Abteilungen, die mehr oder weniger konkrete Ansprüche oder Wünsche an das betreffende Produkt haben.
Um die anfallenden Anforderungen gut strukturieren und priorisieren zu können, ist der logische Schluss ein bis zwei Ansprechpartner für genau diese Aufgabe zu benennen. Ihre Aufgabe ist es in Zukunft die große heterogene Gruppe von Anforderern zu managen.
Es ist eine verhältnismäßig leichte Aufgabe in einem Projekt mit klarer Vision und Zielen die Entscheidung über die wichtigsten Anforderungen zu treffen. Im Anschluss werden alle Betroffenen über diese Entscheidung informiert. Die Kunst bei der Erfüllung dieser Aufgabe ist es in unserer Erfahrung nicht zu einem Bottleneck für das gesamte Produkt oder Projekt zu werden. Denn ist die eigene Rolle in Form des "Entscheiders" erst einmal kulturell verankert, entwickelt sich möglicherweise ein Ping-Pong-Spiel zwischen allen Beteiligten. Es entsteht ein Kommunikationsweg von den Anforderern über den Verantwortlichen in das Umsetzungsteam und gegebenfalls auch wieder zurück. Dieses Ping-Pong-Spiel kostet uns Zeit.
In der Umsetzung spiegelt sich der gelernte Kommunikationsweg über nicht rechtzeitig umgesetzte Features wider. Wir erleben oft, dass die Entwicklung eines Features an der Zulieferung einer anderen Abteilung hakt. Der betroffenen Abteilung wiederum ist gar nicht klar, welche Auswirkungen eine verspätete Zulieferung auf die Entwicklung hat. In besonderer Ausprägung äußert sich der Kommunikationsweg teils auch durch Features, die von denjenigen, die es haben wollten, SO nicht richtig gebraucht werden können. Die Entwicklung hingegen versteht nicht, wieso es SO nicht hilfreich ist -- immerhin entspricht es doch den bekannten Anforderungen. Es entwickelt sich ein Kreislauf -- am Ende steht Unverständnis auf allen Seiten. Schuld an der Misere sind meist die Anderen: Diejenigen, die nicht rechtzeitig geliefert haben. Diejenigen, die zu spät oder gar nicht gefragt haben, oder auch diejenigen, die ihre Wünsche nicht deutlicher ausdrücken können. Dabei ist an diesem Kreislauf nur eine Sache Schuld: der gelernte Kommunikationsweg.
Nicht Anforderungen - sondern Anforderer managen
Gelernte und nicht hinterfragte Kommunikationswege können Projekte blockieren.
Die Rolle des "Product Owners", "Entscheiders" oder gegebenfalls "Projektleiters" ist es nicht alle Anforderungen bis ins Details selbst zu verstehen und die Wünschen anderer fehlerfrei wiedergeben zu können. Seine Aufgabe ist es zu erkennen: WER, WANN, WARUM und WIE miteinander sprechen muss.
Dort beginnt die tatsächliche Herausforderung: Holt Euch Eure Stakeholder mit in die Planungstreffen und Meetings in denen sie einen Beitrag leisten können und müssen. Lasst die Beteiligten direkt miteinander sprechen -- schließlich sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilungen meist auch diejenigen, die ein Feature im Anschluss auch benutzen sollen. Die direkte Kommunikation aller Beteiligten wird für mehr Verständnis untereinander und am Ende auch für richtig gute Features sorgen.
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