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Ziele, die das Unternehmen gefährden

Hier steht die Forderung, Einkaufs- und Produktionskosten unter einer bestimmten Schwelle zu halten. Dort steht die Forderung, bestimmte Abgaswerte zu unterbieten. Ergebnis: die Manipulation von Fahrzeugen, ein kaputtes Image und Strafzahlungen.

 

Mit dieser Manipulation erreichen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei Volkswagen formal ihre Ziele. Und gefährden im Ergebnis das Unternehmen.

SPIEGEL online fasst das Dilemma der Führungskräfte sowie der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zusammen:

"[2005] sei keine Lösung gefunden worden, mit der sowohl die Abgasnormen als auch die Kostenvorgaben für den Motor hätten eingehalten werden können."

"Management By Objectives" bricht Unternehmensziele über die Hierarchie an Unternehmensteile und schließlich auf den einzelnen Mitarbeiter oder einzelne Mitarbeiterinnen herunter. Die entsprechenden Ziele sind häufig an Bonuszahlungen gekoppelt. 

  • Das Nicht-Erreichen von Zielen erzeugt persönliche monetäre Nachteile. 
  • Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben also einen persönlichen Vorteil davon, wenn sie Arbeitsergebnisse "schönen".

Gleichzeitig wird das Nicht-Erreichen von Zielen häufig zum Vorwurf:

  • "Du hast Deinen Laden nicht im Griff."
  • "Du bist eine schlechte Führungskraft."
  • "Du bist fachlich nicht gut genug."

Diese Vorwürfe werden gerne indirekt transportiert. Oder sind tief in der Unternehmenskultur verankert. Dann kann nicht sein, was nicht sein darf.

 

Es ist mir nicht klar, wie "sauber" Volkswagen "Management By Objectives" durchgezogen hat. Viele Unternehmen vergessen vor lauter SMARTen Zielen und den entsprechenden Kennzahlen über das "WARUM" und das "WAS" zu sprechen. Die Mischung aus Methode und schweigender Unternehmenskultur kann tödlich sein.

 

Ich kenne die Volkswagen-Rituale rund um Ziele und Bonus-Zahlungen nicht. Ich kenne aber die Berichterstattung rund um Abgas-Affäre. Darin wird deutlich, das Volkswagen-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen sich aktiv dazu entschieden zu haben, auf einem sehr ungewöhnlichen Weg dafür zu sorgen, dass die beiden postulierten Ziele erreicht werden.

 

Ich wünschte, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

  • hätten angstfrei über die widersprüchlichen Ziele debattieren können,
  • hätten einer klaren Zielhierarchie folgen können,
  • hätten das Vertrauen und den Raum gehabt, ihre Sorgen mit dem Rest der Organisation zu teilen.
  • hätten die Chance gehabt, über kreative Lösungen nachzudenken, die alle beteiligten Disziplinen einschließt.

Die Abgas-Affäre erzählt viel über die Unternehmenskultur bei Volkswagen. Ich wünsche viel Erfolg beim Aufarbeiten der Ereignisse. Und ich hoffe, dass Volkswagen den Mut und die Zeit haben wird, neue Rituale zu entwickeln, die die Basis für eine offene, mutige und nach vorne gerichtete Unternehmenskultur bilden.


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