Wir duzen generell -- uns untereinander, Euch hier auf der Website -- und einen Großteil unserer Kundinnen und Kunden. Wir glauben, dass das "Sie / Du" versteckte Hierarchien mitbringt, die fatal wirken. Das wollen wir meiden.
Gelernt ist aber: Siezen ist höflich, formal korrekt. Für uns gilt meist das "Du", aber auch immer mal das "Sie". Nie in Mischformen, aber gemischt. Ein Erfahrungsbericht.
"Erstkontakt" mit dem Du
Für viele junge Firmen, StartUps und junge Gründungen, ist das "Du" üblich. Alle Unternehmen, die versuchen, hierarchiearm zu arbeiten, arbeiten in einer Duz-Kultur. Für diese ist es selbstverständlich, sich mit einem "Du" bei uns zu melden.
Die Kontaktaufnahme zu uns erfolgt daher mit einer Mail und beginnt mit einem "Hallo $Vorname01, ...". Das funktioniert gut. Wir antworten dann "Hallo $Vorname02, ...".
Uns rufen aber auch viele Unternehmen an, die mitten in der digitalen Transformation stecken oder ahnen, dass sich dieses Themas mal annehmen sollten. Die entsprechenden Anrufer eröffnen sofort mit einem "Guten Tag, ich bin die Frau $Nachname02 von der $Firma02, und ich möchte mit Ihnen..." -- in diesem Fall antworten wir selbstverständlich im "Sie" und bleiben erstmal dabei.
Wir arbeiten in der Kommunikationsform, die sich für unsere Kunden und Kundinnen am Vertrautesten anfühlt. Die Entscheidung gegen das "Sie" können wir ja keinem aufzwingen und werden es auch
nicht tun.
Wenn das entsprechende Unternehmen noch stark im "Sie" agiert, würde das "Du" unser Ziel unterlaufen, Veränderungen voranzubringen. Wenn das "Sie" mit Professionalität verknüpft ist, werden wir dieser Kommunikationskultur folgen. Würden wir das nicht tun, würden wir uns selbst diskreditieren.
Hupps, die Duzen in den Stellenausschreibungen!
Wir duzen -- natürlich -- auch unseren Stellenausschreibungen. Das ist für viele ungewohnt. Und führt zu Nachfragen.
Etliche Bewerber und Bewerberinnen duzen uns ganz selbstverständlich in ihrem Anschreiben. Und das ist auch unsere Erwartungshaltung. Wir leben hier eine Duz-Kultur, und es würde sich für uns fremd anfühlen, wenn wir die Bewerbung hindurch siezen würden, um dann das "Du" anzubieten. "Anzubieten": das ist eine der Vokabeln rund ums Duzen, die auch mit einer Hierarchie gelesen werden können.
Neben denjenigen, die einfach duzen, gibt es aber auch viele, die siezen. Das mag zwei Gründe haben:
- Es ist für viele ungewohnt, im beruflichen Kontext zu duzen. Da schreibt sich das "Sie" einfach mal so hin. Die Macht der Gewohnheit, und vielleicht wurde das "Du" in der Ausschreibung einfach übersehen.
- In Karrierefibeln (hier zum Beispiel) findet man den Hinweis für Azubis, dass sie normalerweise in Ausschreibungen geduzt werden, aber im "Sie" antworten sollten. Das übernehmen dann manchmal auch Nicht-Azubis. (Unser Ratschlag dazu: einfach die gesamte öffentliche Firmenkommunikation ansehen, wenn sich da überwiegend ein "Du" findet, dann duzen, sonst nachfragen ;-)
Wer erklären in unseren Antworten, sowohl mündlich als auch schriftlich, dass wir in einer Duz-Kultur leben, und wechseln dann ins Du. So können wir die kurzfristigen Siezer wieder
einfangen.
In wenigen Fällen melden sich Bewerber und Bewerberinnen und fragen nach, welche Anrede wir erwarten. Das ist für uns auch ein guter Start. Da zeigt der Bewerber oder die Bewerberin doch gleich, dass er oder sie bei Schwierigkeiten offen kommunizieren kann. Und es ist entsteht gerade eine Schwierigkeit daraus, dass wir im beruflichen Kontext einfach duzen. Also: fragen hilft immer ;-)
Ändert das "Du" etwas an Eurer Professionalität?
Wir glauben, dass mit dem "Du" eine offene Kommunikation gefördert wird (wie es zum Beispiel auch die Lufthansa glaubt). Offene und klare Kommunikationsformen sind Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. An Du/Sie-Schranken leben häufig "direktive Elefanten" -- wirklich unangenehme Zeitgenossen, die einfache Abläufe und ehrliche Absprachen verhindern.
Wir halten eine gute Kommunikation daher für sehr professionell. Das "Du" fördert unser professionelles Miteinander.
Was mit dem "Du" aber auch verbunden sein kann, zeigt der oben verlinkte Karriereakademie-Eintrag aber auch noch:
"Unserer persönlichen Ansicht nach wird häufig dann in Stellenanzeigen geduzt, wenn die Verdienstmöglichkeiten eher bescheiden sind." (Zitat: Karriereakademie)
Die Karriereakademie erkennt das "Duzen" nur bei Firmen, die sehr jung sind -- oder die nach Berufseinsteigern und -einsteigerinnen suchen (welche geduzt werden, während diese siezen müssen). Und da wären dann die Verdienstmöglichkeiten schlecht.
Diese Ansicht können wir nicht teilen. Die Gehaltssituationen, die wir bei unseren Klienten und Klientinnen kennen, sind unahbhängig von deren Duz-/Siez-Kultur. Da zeigt sich eher das Geschäftsmodell und das Menschenbild des Unternehmers oder der Unternehmerin.
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