Wie beschreibe ich die Vision meines Products? Neben dem Impact Mapping ist das Lean Canvas eine gute Methode.
Anforderungen so formulieren, dass sie für das Team inspirierend und gleichzeitig verhandelbar sind, ist eine Kunst. Zu häufig steckt schon die implizite technische Teilbeschreibung in der UserStory. Häufig entpuppen sich auch Prioritäten als nicht begründbare Bauchgefühle.
Zur Produkt- oder Featurebeschreibung kann das Lean Canvas dienen. Dies ist eine Adaption von Ash Maurya des "Business Model Generation", das von Alex Osterwalder formuliert wurde.
Links das produkt, rechts der Markt
Der Fokus von Ash Mauryas Interpretation des "Business Model Generation" liegt auf schnell wachsenden Märkten beziehungsweise von Produkten, die sich erst im Markt etablieren sollen.
Im Fokus der Überlegungen des Lean Canvas stehen die Bedürfnisse und Fragestellungen der Konsumenten. Diese werden im Feld "Problem" aufgeführt. Diese Probleme werden passend zur Zielgruppe formuliert, die rechts außen als Repräsentanten des Marktes aufgeführt werden.
Als Basis des Lean Canvas sind die Zielgruppe einzutragen. Es folgen die Probleme, Herausforderungen, kurz: die Bedürfnisse dieser Zielgruppen im äußersten linken Feld.
Ash Maurya beschreibt in vielen Blog-Beiträgen die für ihn sinnvollste Reihenfolge der Bearbeitung des Lean Canvas. Diese Reihenfolge ist nicht verbindlich, gibt aber Struktur bei der Bearbeitung durch ein Team. Für die Bearbeitung des Lean Canvas sollte sich die Moderationskraft im Vorwege genau die angepeilte Bearbeitungsreihenfolge und die jeweiligen Methodenbausteine überlegen. Es empfiehlt sich eine iterative Überprüfung der Inhalte in Abhängigkeit von den jeweils neuen Erkenntnissen.
Problem
Im Sinne der Lean-Bewegung fragt das Lean Canvas nach den Bedürfnissen und Herausforderungen für die Zielgruppe. Was brauchen die genau ist die Frage? Das Lean Canvas beschränkt auf maximal drei
Punkte in dieser Sparte -- das hilft, den Fokus als Produktteam zu halten.
Zielgruppe
Beschreibt Eure Zielgruppe möglichst genau. Ob in Stichworten oder als Persona, nehmt Kontakt auf mit denen, für die Ihr Euer Produkt baut. Wenn Ihr mehrere Zielgruppen adressiert, die sehr
unterschiedliche Bedürfnisse haben, dann baut mehrere Lean Canvas. Versucht erst mit Distanz herauszubekommen, ob es doch einen gemeinsamen Nenner gibt.
Je unterschiedlicher die Zielgruppen sind, desto verwaschener werden Eure Lösungen, weil Ihr dann ein "Sowohl als auch" bedient. Also Mut zur Klarheit: nur eine Zielgruppe in einem
Canvas!
Lösung
Die Lösung der Probleme werden als "minimum viable product" formuliert. Klare Antworten sind gefragt. Es geht nicht um eine "das würde vielleicht auch helfen"-Liste, sondern um eine fokussierte
Antwort auf die formulierten Probleme.
Dieses Feld fordert eine klare Positionierung. Weniger ist mehr. Der agile Ansatz "Good is enough" hilft bei der Formulierung dieses Feldes.
Alleinstellungsmerkmal
Das Alleinstellungsmerkmal ist die Marktpositonierung Eures Produkts, das sich aus der Problemstellung und Eurer Lösung ergibt. Um diese Marktpositionierung für alle klar und anfassbar zu halten,
könnt Ihr im unteren Bereich des Feldes noch eine Analogie eintragen, die Euer Produkt beziehungsweise Euer Feature in einer Übertragung beschreibt.
In einigen Fällen beschreiben Teams das Alleinstellungsmerkmal vor der Problemlösung. Nach unserer Erfahrung ist es häufig einfacher, über generelle Lösungen nachzudenken, um dann die
Marktantwort zu formulieren.
Besser als die Konkurrenz
Bei der Formulierung der Alleinstellungsmerkmale lohnt sich häufig ein Blick auf die Mitbewerber. Was können die für die Lösung des Problems leisten -- und was könnt Ihr besser? Häufig findet
sich im eigenen Unternehmen ein Vorgehen, das nicht leicht kopierbar ist. Könnt Ihr das so ausbauen, dass es für den Kunden das Problem noch besser löst -- und könnt Ihr Euch so besser vom Markt
abheben?
In "Besser als die Konkurrenz" geht es häufig um begleitende Services oder für Software besondere Backend-Prozesse. Es lohnt sich, darüber nachzudenken.
Distributionswege
Auf welchen Wegen gelangt Euer Produkt beziehungsweise Euer Feature zu den Konsumenten? Gibt es etwas Besonderes zu beachten? Geht es auch anders als bisher? Welcher Weg wäre für den Konsumenten
der Einfachste? Könnt Ihr das realisieren?
Häufig ist die Diskussion der Distributionswege das Moment, in der eine Iteration der bisherigen Ergebnisse beginnt. Mit dem Distributionsweg erschließen sich manchmal neue
Lösungswege.
Kennzahlen
Sind Eure Veränderungen messbar? Woran könnt Ihr schnell erkennen, dass Ihr auf einem guten Weg seid? Welche Zahlen sind für Euch leicht erheb- und analysierbar?
Im besten Fall definiert Ihr für jede Lösung eine Kennzahl, die leicht und schnell erhoben werden kann, so dass die Erkenntnisse im nächsten PDCA-Zyklus gut verarbeitet werden können.
Kostenstruktur & Einnahmen
Schließlich geht es um Einnahmen und Kosten. Beschreibt Eure Einnahmen für die Produktlösung. Für was genau werden die Konsumenten zahlen? Und welche Kosten entstehen Euch im Gegenzug? Initial
und laufend? Beschreibt den "Break-Even" für Eure Einnahmen und Ausgaben.
Beim Ausfüllen hilft der Verzicht auf "Ja, aber..." und Mut
Lean Canvas (Arbeitsbogen / Plakat, PDF)
Auch bei sich entwickelnden, neuen Produkten entstehen schnell gedachte oder echte Abhängigkeiten. Bei der Produktentwicklung dominiert dann das "Ja, aber..." -- und die Fortentwicklung stockt.
Um richtige Lösungen für echte Probleme zu finden, hilft der Moderationsansatz der Zukunftswerkstätten. Diese fordern in der Utopie-Phase den Verzicht auf das "Ja, aber". Ihr werdet vieles
Interessantes entdecken und möglich machen, wenn Ihr bei der Formulierung der Probleme und der Lösungen nicht direkt auf Machbarkeit prüft.
Das direkte Prüfen macht Euren Möglichkeitsraum zu klein. Wer die Bedürfnisse seiner Konsumenten gut verstanden hat, wird auch kleine Lösungen bauen können, die in die richtige Richtung
weisen.
Lean canvas kann in der agilen Produktentwicklung helfen
Mit dem Lean Canvas könnt Ihr Euer Produkt oder einzelne Feature in der agilen Produktentwicklung beschreiben. Häufig lässt sich das gesamte Canvas in ein Epic überführen, aus dem mit Blick auf das Lean Canvas, gute UserStorys abgeleitet werden können. Das Lean Canvas sollte dabei als Wand-Illustration im Teamraum hängen.
So sehen alle zu jeder Zeit, was Ziel der aktuellen Arbeit ist.
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