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Papa Schlumpf & die SCRUM Mutti hinter sich lassen

Unternehmen und Teams prägen agile Rollen aus. Diese Rollen haben Führungsanspruch und -wirkung. Wenn diese Wirkung fehlinterpretiert wird, warten Überforderung und Ärger auf alle Beteiligten.

"Individuals & interaction over processes & tools" begleitet dabei die Entwicklung dieser Rollen. Das kann zu Verwerfungen führen, wenn die SCRUM- oder Boardmaster sich als diejenigen verstehen, die ihre Teams behüten und beschützen müssen. Die "SCRUM Mutti" beziehungsweise "Papa Schlumpf" sind unterwegs.

 

Papa Schlumpf beziehungsweise die SCRUM Muttis reiben sich für das Team auf. Sie verstehen sich als diejenigen die das Impediments Log alleine arbeiten. Wenn Teams sich Schwierigkeiten stellen müssen, führen sie das klärende Gespräch -- und sie entscheiden. Sie sind keine Impulsgeber für das Team, sondern sie prägen ihre Führung trotz einer agilen Projektmethode für diese Entscheidungsfälle direktiv aus.


Papa Schlumpf und die SCRUM Mutti überfordern so das Team -- und entmündigen es im Zweifel zur gleichen Zeit. Es wird Zeit für eine nächste Stufe der agilen Führungsrolle. Ángel Medellina hat die vier Stufen der Entwicklung eines agilen Coaches am Beispiel von SCRUM so zusammengefasst:

Vom SCRUMbutt über SCRUM bis zum Agile Nirvana

SCRUM Guy

SCRUM Mom

SCRUM Master

 Agile Coach

Schedule Meetings "I'll take care of that" Trainer, Mentor  Listen
List Impediments Moderator Facilitator Master silence
  Diagnoses & Decides Involves Everyone Ask
  Directly Removes Impediments Progressively Delegates Be a mirror
  Team Interface Collaboration  
  Evades Conflict (Artificial Harmony) Innovation  
  Does not Really Trust The Team, Still Bossy Deals with Conflict  
    Change Agent  
    Agile Evangelist  
    Leader  

 

Das stoische Bearbeiten von Artefakten ohne ein persönliches Involvieren -- mit dieser Stufe beginnt die Entwicklung des Coaches. Diese Stufe wird meist sehr schnell von Papa Schlumpf und der SCRUM Mutti abgelöst.


Rituale sind der Boden für eine Kulturveränderung. Damit Papa Schlumpf und die SCRUM Mutti diese Stufe verlassen können, braucht nicht nur das Team, sondern auch diese agilen Führungskräfte selbst, klare Regeln und Rituale. Über Methodenbausteine wie Delegationspoker (zum bewussten und progressiven Delegieren oder Rückdelegieren), die Verweigerung von "Feedback über Dritte" und eine bewusste Begleitung der Teamentwicklung über Retrospektiven gelingt es diesen, die dritte Stufe, den "echten SCRUM Master" zu erreichen.


Das Loslassen dieser zweiten Stufe fällt vielen schwer. Häufig werden Motivation und Erfolgserlebnisse aus dem erfolgreichen "Ich kümmer mich darum" gespeist. Dies gilt es loszulassen. Das zukünftige Glücksmoment zehrt sich aus der Entwicklung des Teams. Wer sich in die Rolle des "Kümmerers oder der Kümmererin" begibt, hat großes Potenzial, in dieser Rolle zu versagen, weil viele Probleme und Herausforderungen so komplex sind, dass sie nicht alleine zu bewältigen sind. An Stelle der Belohnung wartet dann Frust und im schlimmsten Fall das BurnOut auf diese Menschen. Daher gilt es Rituale zu schaffen, die eine Teamveränderung möglich machen. Ziel ist es, ein lernendes, kollaborierendes Team zu ermöglichen. Ein solches Team wird von einem "echten" SCRUM Master begleitet. In der der dritten Stufe der Entwicklung ermöglicht der SCRUM Master echte Kollaboration und effiziente Teamarbeit.


Wenn der SCRUM Master die Team-Transition erfolgreich begleitet, wird es ihm oder ihr mit dem Team gelingen, die nächste und vorerst letzte Stufe zu erreichen. Der agile Coach gibt Impulse und ist ein Meister beziehungsweise eine Meisterin des Zuhörens. Das ist wahrhaft groß. Und ein bewegender Moment, wenn Team und agiler Coach realisieren, wie weit sie zusammen gekommen sind. Auf diesem Weg werden alle Beteiligten lernen und wachsen.


Für das sich dann einstellende Glücksgefühl lohnt es sich, das "Sich-Kümmern" loszulassen. Versprochen ;-)


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Kommentare: 3
  • #1

    Robert Kalweit (Donnerstag, 13 Juli 2017 10:07)

    Hi Judith, was für ein guter Artikel! Echt super, werde darauf in einem meiner nächsten Posts verlinken.
    Lediglich die Großschreibung von Scrum stört den Scrum-zugeneigten Leser :-)
    https://guntherverheyen.com/2014/01/09/scrum-is-not-an-acronym/

  • #2

    Judith Andresen (Donnerstag, 13 Juli 2017 11:01)

    Wir schreiben Scrum mal groß. Mal klein. Wir machen das nicht wegen eines vermuteten Akronyms (sondern kennen die passende Spielformation). Wir schreiben manche Dinge, um sie zu betonen groß.

  • #3

    Thomas B. (Donnerstag, 30 August 2018 22:57)

    "Scrum" ist ein eigenständiges Wort des englischen Wörterbuchs und kein Akronym und somit auch nicht in Versalien geschrieben.