"Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr das so machen möchtet?" fragt die Chefin -- eher im Vorbeigehen. Das Team zögert. Und folgt dieser "Anweisung", die von der Führungskraft als kritischer Diskussionsbeitrag gemeint war.
Direktive Elefanten wirken, weil sie nicht benannt werden
Das Vorhaben stoppt. "Nie lässt sie uns machen!" maulen einzelne Team-Mitglieder hinter ihrem Rücken. Weil alle denken, dass die Chefin es so wollte. Es sind direktive Elefanten unterwegs. Dieses Phänomen tritt in Unternehmen auf, die von der klassisch-hierarchischen Vorgehensweise in die Agilität transitieren.
Aber auch sehr junge Unternehmen, die ihre Agilität nicht klar in Werten und Haltungen expliziert haben, können von diesem Phänomen getroffen werden.
In der Vorstellungswelt vieler Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind Äußerungen von Vorgesetzten als Anweisungen zu verstehen. Vorgesetzte haben die Aufgabe und damit das Recht, in Vorgänge einzugreifen und das Geschehen zu prägen. In der Gedankenwelt der Gründer und Gründerinnen sind häufig alle gleichberechtigt, während die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen annehmen, dass der Chef oder die Chefin immer das Recht hat, in Vorgänge einzugreifen. Und so kann es sein, dass der oder die Vorgesetzte glaubt, einen Diskussionsbeitrag geliefert zu haben, während das Team wider besseren Wissen der "Anweisung" folgt, die die Team-Mitglieder für die schlechtere Lösung halten.
Direktive Elefanten verschwinden, wenn sie benannt werden
Egal, woher diese direktiven Elefanten kommen, sie verhindern eine offene und gute Zieldiskussion.
Daher ist es notwendig, dieses Kommunikationshemmnis zu vertreiben. Gegen dieses Hemmnis helfen drei Schritte:
- Sich über die direktiven Elefanten klar werden
- Die direktiven Elefanten aussprechen
- Eine Klärung herbeiführen
Um die direktiven Elefanten zu vertreiben, müssen sich die Beteiligten darüber klar werden, dass den Handlungen implizite Annahmen über die Entscheidungsbefugnis bestimmt werden. Diejenige Person, die als Erstes versteht, das an bestimmten Stellen der direktive Elefant wirkt, sollte dies klar aussprechen.
Diese Wahrnehmung ist dabei nicht als Vorwurf an den Vorgesetzten oder die Vorgesetzte zu formulieren, sondern in Form eines konstruktiven Feedbacks. Nachdem alle Beteiligten über den direktiven Elefanten informiert sind, ist eine Entscheidung darüber herbeizuführen, wie weit die Entscheidungsbefugnis geht. Geht diese sehr weit, ist zu vereinbaren, wie alle Beteiligten im Falle eines Rückfalles reagieren (und wie sie diesen überhaupt bemerken).
Mit dieser Form der Offenheit werden die Beteiligten klarer im Umgang miteinander sein. Als Hilfsmittel empfiehlt sich auf jeden Fall die Vereinbarung über die Form der Beteiligung:
Wenn Projektbeteiligte miteinander sprechen, klären sie zu Beginn der Kommunikation die Beteiligungsform.
Formen der Beteiligungen sind zum Beispiel:
- Entscheiden
- Informieren über Entscheidung
- Diskutieren
- Entscheidungsvorlage erarbeiten
- Gemeinsam Nachdenken
Bei formalen Meetings ist die Form der Beteiligung in der zweiten Meeting-Phase (der Orientierungsphase) zu klären und zu visualisieren. Durch die gemeinsame Klärung der Form der Beteiligung verschwinden die direktiven Elefanten. Alle im Team können den Beitrag leisten, der von ihm oder ihr erwartet wird.
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