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Agile Projektmethoden machen kein agiles Unternehmen

Wie bereits in "Ohne Retrospektive ist SCRUM nicht agil" ausgeführt liefert das leere Erfüllen von agilen Methodenbausteinen keine Agilität. Agilität ist das Versprechen einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen "Business" und "Development" bei einer hohen (externen wie innereren) Produktqualität. 

 

Agil werden durchläuft häufig zwei Evolutionsstufen. Die erste Evolutionsstufe fokussiert auf das "Was", die zweite wird philosophischer mit einem "Wie":

1. Raus aus SWBLM

Wer agile Projektmethoden in der Form nutzt, dass er beziehungsweise sie agile Methodenbausteine zusammen mit dem Team auswählt und lebt, hat schon einen Schritt in ein besseres Projektmanagement getan.

 

Das Team lässt so SWBLM ("So-Wie-Beim-letzten-Mal") hinter sich und wird verbindlicher und verlässlicher in der Projektarbeit.

 

Durch das Explizieren von Methodenbausteinen kommt die Projektarbeit aus dem Ungefähren. Gleichzeitig lernt das Team, explizite und implizite Rahmenbedingungen zu benennen und damit zu arbeiten.

 

Zertifizierungsschulungen agiler Projektmethoden referenzieren häufig auf diese Evolutionsstufe. Es gilt, möglichst perfekt die Lehrbuchmethode anzuwenden. Das agile Manifest -- insbesondere der Anspruch an Qualität und die Wertewelt -- werden in diesem Rahmen nicht stark beleuchtet.

2. Agil werden

In dem Moment, in dem das Team keine Lehrbuchdebatten über das korrekte Wirken bestimmter Rollen führt, sondern Fragen nach dem "Wie" und "Warum" stellt, beginnt die eigentliche agile Transition.

 

Das agile Manifest und die zwölf Prinzipien dahinter werden zum Thema -- und es kommt die Frage auf, wie diese Forderungen mit der aktuellen Projektarbeit in dem betreffenden Unternehmen mit den beteiligten Personen vereinbar sind.

  1. Teilen wir die Werte des agilen Manifests?
  2. Möchten wir so arbeiten?
  3. Was müssen wir heute tun, damit wir dorthin gelangen?

Um diese Fragen korrekt zu beantworten, hilft es, die agile Transition als unternehmensweites, agiles Projekt aufzufassen.

 

Durch die Formulierung einer starken Vision des agilen Unternehmens werden die Beteiligten aufgefordert, sich jeweils in ihren Iterationssschritten in Richtung "agiles Unternehmen" zu bewegen.

Agiles Unternehmen ohne festes Framework

Die Ausprägung eines agilen Unternehmens sollte keinem Framework folgen. Die Einführung weiterer Rollen und Regelwerke wie sie LeSS oder SAFe vorsehen, erschwert den Wechsel in eine Welt, in der als erster Grundsatz

Individuals and interactions over processes and tools

gilt. Agil werden und agile Skalierung sind kontextabhängig. Der Kontext wird gegeben durch die beteiligten Menschen, das Unternehmen und das Geschäftsumfeld.

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