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Agil & Du

Duzen und Siezen ist Teil der Unternehmenskultur. Während viele junge Unternehmen das generelle "Du" ausrufen, ist in älteren (oder größeren) Firmen eher noch das "Sie" zu beobachten.

 

Offene Kommunikation wird durch ein generelles "Du" gefördert.

Little Men in der Diskussion
Bild: Alexander Stielau

Agiles Arbeiten beruht auf der täglichen, direkten Kommunikation zwischen den Beteiligten. Diese findet informell, aber auch ritualisiert statt. Im "Daily StandUp" erläutern alle Team-Mitglieder die folgenden drei Fragen:

  • Was habe ich gestern getan?
  • Was werde ich heute tun?
  • Wo sehe ich Schwierigkeiten?

Gerade die dritte Frage fordert von allen Beteiligten das Bekenntnis über das eigene Fortkommen. Häufig schließt sich die Frage an: "Weiß wer, was das ist? Kann mir jemand helfen?" 

 

Diese Frage stellt sich schwerer, wenn im Raum eine Ungleichheit herrscht. Wenn in einem Unternehmen die Unterscheidung zwischen "Du" und "Sie" gemacht wird, dann sind häufig Duz-Inseln zu beobachten, die durch die 

  • gemeinsame Länge der Betriebszugehörigkeit (wer gemeinsam anfängt, duzt sich) und
  • Hierarchiegrenzen 

bestimmt sind. Das "Du" ist vertraulicher. Das Überschreiten einer "Sie"-Grenze mit schlechten Nachrichten ("Womit habe ich Schwierigkeiten" reicht da schon) fällt vielen schwer. 

 

Wenn alle Beteiligten sich duzen, sind diese Hürden kleiner. Denn durch das Auslöschen der sprachlichen Hürde "Sie" werden die Anmerkungen und Gespräche aller Beteiligten deutlicher. "Ich habe den Eindruck, dass Dir ein Fehler unterläuft" ist einfacher zu sagen als "Sie machen da einen Fehler!". Dies hat auch die Lufthansa erkannt -- und hat auf allen Fliegern für die Crew das "Du" angeordnet (siehe SPIEGEL). Diese Maßnahme miniert die Wahrscheinlichkeit, dass die Crew Fehler zulässt. 

 

Entscheidet sich ein Team zur agilen Projektarbeit, sollten die Beteiligten sich auf klare Kommunikationsformen einigen. Das Duzen innerhalb dieses Teams ist der erste Schritt.

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Kommentare: 4
  • #1

    Rainer Schleevoigt (Sonntag, 17 November 2013 09:56)

    Aber auch das Sie hat Vorteile, Es schafft Distanz, die auch sinnvoll sein kann. Stellen wir uns vor, ein Admin soll am Wochenende Bereitschaft machen.
    „Herr X: wir haben da ein Problem. Machen Sie am Wochenende Bereitschaft?“ „Leider Nein Herr Y, das kommt mir zu kurstfristig ich habe familiär etwas vor“

    versus:
    „He Alda, bist Du am Wochenende am Start?“ Da ist es schwieriger zu widersprechen. Die Stallgeruchvertrautheit macht es schwieriger sich abzusetzen.

  • #2

    Judith Andresen (Sonntag, 17 November 2013 10:19)

    Hallo Rainer,

    die Tonalität der Beispiele ist komplett unterschiedlich. Würden Sie gleich sein, würde das im ersten Fall wohl heißen "Herr Y, es ist ein sehr dringender Einsatz. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie am Wochenende die Bereitschaft übernehmen!"

    Sowohl im "Du" als auch im "Sie" können Anfragen mit Anforderungen verwischen. Das ist immer blöd. Und für denjenigen, die diese gemischte Anfrage erreicht, ist es immer schwierig, daraus zu lösen. Eine Möglichkeit wäre, nachzufragen, ob das gerade Ausgesprochene als Information, Aufforderung oder Diskussionsgrundlage zu verstehen ist.

    Judith

  • #3

    Martin Gronek (Freitag, 06 März 2020 12:48)

    „He Alda, bist Du am Wochenende am Start?“
    "Nee, Digga - ich kann nicht, kriege sonst Ärger mit meinem Frauchen"
    Thema erledigt.

  • #4

    Julia Schmidt (Dienstag, 10 März 2020 10:57)

    Ein anderer Umgang mit der Situation wäre zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen und nicht die von einem vermeintlichen „Frauchen“ oder „Männchen“ vorzuschieben: „Nee, Digga. Ich möchte Zeit mit meiner Familie verbringen. Das geht nicht“. Thema erledigt.