"Tralala ist kaputt!" "Wie lange brauchst Du, um das wieder flott zu bekommen?" "Acht Stunden" "Du hast zwei!" "Okay, wir fangen an!"
Aufwandsschätzungen zwischen Captain Kirk und Scotty verliefen immer unter großem Druck. Am Ende reduzierte der Captain Scottys Vorgaben. Und Scotty bekam es hin.
Im realen Leben im Jahre 2012 funktioniert das so nicht. Auch wenn (Projekt-) Manager versuchen, so wie der Captain zu verhandeln, gibt es zu wenige Scottys auf dieser Welt.
Der Druck von außen ist groß. Deswegen muss der Captain die Zeitschätzung unterlaufen. Der Captain versteht besser als Scotty, wie viel Zeit dieser benötigen wird.
Diese Sichtweise haben auch Projektmanager. Sie wissen um den Druck und die Anforderungen, die von außen kommen. Damit verkommen Aufwandsschätzungen zum Basar.
Dabei können verschiedene Phänomene auftreten:
- Weil der betroffene "Scotty" weiß, dass ihm Zeiten abverhandelt werden, schlägt er vor der ersten Nennung den erwarteten Abschlagswert drauf. Damit hat Scotty eine realistische Zeitvorstellung verhandelt. Er ist aber nicht transparent im Vorgehen.
- Der Captain merkt, dass Scottys Zahlen Luftzahlen sind und verhandelt stärker ab. Diese Zahlen werden immer mehr auseinanderklaffen.
- Der Captain setzt Scotty unter Druck, und dieser fängt an, "unter der Haube" zu pfuschen. Das ist im ersten Moment nicht sichtbar. Der Captain ist zufrieden. Und damit haben der Captain und Scotty weit mehr technische Schulden, als nötig gewesen wären.
In allen Fällen lernt der Captain, dass er Scotty nur unter Druck setzen muss - und dass dieser dann liefert. In allen Fällen hätte ein verbindliches NEIN geholfen.
Die agile Bewegung fordert die klare Haltung
"... and trust them to get the job done"
und damit Vertrauen in das gegenseitige Können (12 Prinzipien des agilen Manifests). Aufwandsschätzungen unter Druck entsprechen nicht einer gleichberechtigten Verhandlung in einem Team. Tritt das Scotty-Phänomen im Projekt auf, ist die Haltung der Beteiligten zu überprüfen.
Egal, was drauf steht, da ist eine hierarchische, klassische Managementsicht drinnen. Wenn das im Widerspruch zur allgemeinen Ansage steht, dann ist es Zeit für eine Retrospektive der Zusammenarbeit ;-)
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