Papa Schlumpf + die Scrum Mutti hinter sich lassen
- Judith Andresen
- 29. Okt. 2014
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. März
Unternehmen und Teams prägen agile Rollen aus. Diese Rollen haben Führungsanspruch und -wirkung. Wenn diese Wirkung fehlinterpretiert wird, warten Überforderung und Ärger auf alle Beteiligten.
"Individuals & interaction over processes & tools"
begleitet dabei die Entwicklung dieser Rollen. Das kann zu Verwerfungen führen, wenn die SCRUM- oder Boardmaster*innen sich als diejenigen verstehen, die ihre Teams behüten und beschützen müssen. Die "SCRUM Mutti" beziehungsweise "Papa Schlumpf" sind dann unterwegs.
Papa Schlumpf beziehungsweise die SCRUM Muttis reiben sich für das Team auf. Sie verstehen sich als diejenigen die das Impediments Log alleine arbeiten. Wenn Teams sich Schwierigkeiten stellen müssen, führen sie das klärende Gespräch -- und sie entscheiden.
Sie sind keine Impulsgeber*innen für das Team, sondern sie prägen ihre Führung trotz einer agilen Projektmethode für diese Entscheidungsfälle direktiv aus.
Papa Schlumpf und die SCRUM Mutti überfordern so das Team -- und entmündigen es im Zweifel zur gleichen Zeit.
Es wird Zeit für eine nächste Stufe der agilen Führungsrolle. Ángel Medellina hat die vier Stufen der Entwicklung eines agilen Coaches am Beispiel von SCRUM so zusammengefasst:

Scrum Guy | Scrum Mom | Scrum Master | Agile Coach |
---|---|---|---|
Schedule Meetings | "I'll take care of that" | Trainer, Mentor | Listen |
List Impediments | Moderator | Facilitator | Master silence |
Diagnoses & Decides | Involves Everyone | Ask | |
Directly Removes Impediments | Progressively Delegates | Be a mirror | |
Team Interface | Collaboration | ||
Evades Conflict (Artificial Harmony) | Innovation | ||
Does not Really Trust The Team, Still Bossy | Deals with Conflict | ||
Change Agent | |||
Agile Evangelist | |||
Leader |
Àngel Medllina, Proyectalis Gestion des Proyectos S.L.
Das stoische Bearbeiten von Artefakten ohne ein persönliches Involvieren -- mit dieser Stufe beginnt die Entwicklung des Coaches. Diese Stufe wird meist sehr schnell von Papa Schlumpf + der SCRUM Mutti abgelöst.
Rituale sind der Boden für eine Kulturveränderung. Damit Papa Schlumpf und die SCRUM Mutti diese Stufe verlassen können, braucht nicht nur das Team, sondern auch diese agilen Führungskräfte selbst, klare Regeln und Rituale. Über Methodenbausteine wie Delegationspoker (zum bewussten und progressiven Delegieren oder Rückdelegieren), die Verweigerung von "Feedback über Dritte" und eine bewusste Begleitung der Teamentwicklung über Retrospektiven gelingt es diesen, die dritte Stufe, den "echten SCRUM Master" zu erreichen.
Das Loslassen dieser zweiten Stufe fällt vielen schwer. Häufig werden Motivation und Erfolgserlebnisse aus dem erfolgreichen
"Ich kümmer mich darum"
gespeist. Dies gilt es loszulassen. Das zukünftige Glücksmoment zehrt sich aus der Entwicklung des Teams. Wer sich in die Rolle des*der "Kümmerer*in" begibt, hat großes Potenzial, in dieser Rolle zu versagen, weil viele Probleme und Herausforderungen so komplex sind, dass sie nicht alleine zu bewältigen sind. An Stelle der Belohnung wartet dann Frust und im schlimmsten Fall das BurnOut auf diese Menschen.
Daher gilt es Rituale zu schaffen, die eine Teamveränderung möglich machen. Ziel ist es, ein lernendes, kollaborierendes Team zu ermöglichen. Ein solches Team wird von einem*einer "echten" SCRUM Master*in begleitet. In der der dritten Stufe der Entwicklung ermöglicht der*die SCRUM Master*in echte Kollaboration und effiziente Teamarbeit.
Wenn der SCRUM Master die Team-Transition erfolgreich begleitet, wird es ihm oder ihr mit dem Team gelingen, die nächste und vorerst letzte Stufe zu erreichen. Der*die agile Coach*in gibt Impulse und ist ein*e Meister*in des Zuhörens. Durch geschickte Impulse, Interventionen + Sekundärberatung macht der*die agile Coach*in Innovation + einen vollkommen neuen Möglichkeitsraum auf.
Das ist wahrhaft groß. Und ein bewegender Moment, wenn Team und agile*r Coach*in realisieren, wie weit sie zusammen gekommen sind. Auf diesem Weg werden alle Beteiligten lernen und wachsen.
Für das sich dann einstellende Glücksgefühl lohnt es sich, das "Sich-Kümmern" loszulassen. Versprochen ;-)